„Mit Gott durch schwere Zeiten… – Gedanken zur Botschaft des Kirchenjahres“ - Teil 52
Wir gehen schon seit vielen Monaten durch schwere Zeiten, die uns Tag für Tag herausfordern und auf die Probe stellen; auch in dem neuen Kirchenjahr. In einer Reihe von kurzen Texten und Bildern mit dem Titel „Mit Gott durch schwere Zeiten… – Gedanken zur Botschaft des Kirchenjahres“ begleitet uns Pfarrer Szilárd Wagner mit Anregungen für den Alltag zu den einzelnen Wochen vom Advent bis zum letzten Sonntag des Kirchenjahres. Sie sollen uns stärken, zum Nachdenken anregen und Gottes Gegenwart in unserem Leben spüren lassen. Viel Freude am Lesen und Nachdenken!

Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres
Kontrollverlust
2.Kor 5,10a
„Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“
Eine der ständigen Ängste im Leben eines Menschen ist die vor dem Kontrollverlust. Die Entscheidungsfreiheit gehört ganz unmittelbar zum Menschsein hinzu und gerade deshalb soll sie jedem Individuum zugestanden werden. Viele kontrollieren gerne auch andere Menschen – wenn das nicht immer funktioniert, müssen wir gar nicht traurig sein. Die Kontrolle über uns selbst zu verlieren, ist immer unangenehm, oft peinlich, aber manchmal auch gefährlich.
Der Apostel Paulus verwendet hier einen Begriff – „offenbar werden“ –, den die Bibel in erster Linie im Zusammenhang mit Gottes Handeln verwendet, wenn er sich den Menschen zeigt. Die Selbstvergegenwärtigung oder Offenbarung Gottes ist nach christlicher Überzeugung in Jesus Christus vollständig geworden. Gott hat also nichts verheimlicht oder für spätere Zeiten vorbehalten – das ist die Grundlage unseres christlichen Glaubens, aber unserer Freude darüber zugleich.
Die Vollständigkeit der Offenbarung unseres eigenen Lebens vor Gott hingegen erfüllt uns nicht unbedingt mit Ruhe und Freude. Niemandem wollen wir alles zeigen was wir sind und wie wir leben. Das ist menschlich. Vor Gott wird es trotzdem nicht anders sein, er wird uns so vor sich haben, wie wir sind: In unserer unvollständigen Vollständigkeit. Dennoch stehen wir nicht allein vor Gott, denn Jesus Christus ist nicht nur der Richter, sondern zugleich auch unser Erlöser und Fürsprecher. Das ist unsere einzige Hoffnung.
Szilárd Wagner
Hier geht es zu allen Beiträgen!
Foto: Rainer Sturm - pixelio.de